Lüften in der kalten Jahreszeit – wie soll das aussehen? Dass Sars-CoV-2 neben Tröpfchen auch durch Aerosole verbreiten werden kann, ist inzwischen bekannt. Die kleinen Partikel, die wir bereits beim Atmen, vor allem aber beim Sprechen, Singen und Husten abgeben, sinken nicht direkt auf den Boden, sondern schweben lange in der Luft.

Auch wenn die Fortschritte in der Impfstoffentwicklung beachtlich sind, ist eine flächendeckende Versorgung mit Impfstoffen und somit weltweite Immunität gegen das neue Coronavirus noch nicht in greifbarer Nähe. Daher wird empfohlen, gerade in der kalten Jahreszeit neben bisherigen Vorsichtsmaßnahmen (wie Hygiene, Anstand und Mundschutz) auch auf regelmäßiges Lüften zu achten. Vor allem dort, wo keine Raumlufttechnische Anlagen vorhanden sind, die eine 100% Frischluftzufuhr ermöglichen oder Filtersysteme zur effizienten Virusabscheidung on top. Doch wie kann man sich durch Lüften ausreichend schützen?

Lüften – ein entscheidender Faktor zur Senkung der Viruslast

Es geht um die Senkung der Viruslast. Ein Mund-Nasen-Schutz kann die Ausbreitung von SARS-CoV-2 verlangsamen, wenn es um größere Partikel > 5 µm geht (Tröpfchen), für Aerosole gilt der Schutz nur im begrenzten Maße. Überall wird an weiteren Möglichkeiten zur Reduzierung der Viruslast geforscht. Das Spektrum ist dabei durchaus ideenreich, von Kfz-Innenraumfiltern mit virusinaktivierenden Oberflächen, über optische Bio-Sensoren zur Virus-Detektion in Räumen bis hin zur Entwicklung von Nasensprays. Doch die Zeit drängt. Der Griff zum Fenster ist eine schnell umsetzbare weitere Maßnahme. Auf der Bundespressekonferenz am 08. Oktober erklärte der Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts an der TU Berlin, Martin Kriegel, dass in gut gelüfteten Räumen bisher keine Superspreader-Events nachweisbar waren.

Das Umweltbundesamt gibt folgende Empfehlungen:

Wohnräume

  • Stoßlüftung, d. h. Lüften über weit geöffnete Fenster, für mindestens 10–15 Minuten, im Sommer eher 20–30 Minuten. Im Winter genügen auch 5 Minuten. Der Grund: Da im Winter zwischen Außen- und Innenraumluft ein größerer Temperaturunterschied herrscht, drängt die kältere Luft mit höherer Dichte schneller nach innen.
  • Noch effektiver ist das Öffnens gegenüberliegender Fenster (Lüften über weit geöffnete Fenster)
  • Bei Anwesenheit vieler Personen im Raum ist es wichtig, während der Besuchsdauer zu lüften.

Schulen

Für Klassenräume mit ca. 60–75 m3 und einer Schüleranzahl von üblicherweise 20–30 Kindern gilt:

  • intensives Lüften bei weit geöffneten Fenstern in jeder Unterrichtspause
  • zusätzliches Lüften auch während des Unterrichtes bei Unterrichtseinheiten von mehr als 45 Minuten Dauer (Doppelstunden oder bei nur kurzen Pausen von 5 Minuten)
  • Möglichst Querlüftung. Ist keine Querlüftung möglich, soll die Tür zum Flur geschlossen bleiben, um eine Übertragung von potenziellen Aerosolen in andere Räumen zu vermeiden.
  • Sind raumlufttechnische Anlagen in den Schulen vorhanden, sollten diese möglichst durchgehend laufen und korrekt durch professionelles Personal gewartet werden. Wichtig: Dabei ist 100 % Zuluft von außen (Frischluft) zuzuführen, bei RLT-Anlagen mit Umluftanteil müssen die Anlagen mit zusätzlicher Filterung (HEPA-Filter) versehen sein.
  • Sensoren können helfen, die Lüftungsnotwendigkeit rasch zu erkennen: Die sogenannten CO2-Ampeln dienen dabei als Indikator für einen nötigen Luftwechsel, der ab einer angezeigten CO2-Konzentration über 1000 ppm (0,1 Vol-%) empfohlen wird.

Büros

  • Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat ausführliche Richtlinien veröffentlicht.
  • Demnach sollte in Büros grundsätzlich alle 60 Minuten stoßgelüftet werden.
  • Bei Besprechungen sollte aufgrund der erhöhten Personenzahl bzw. kleineren Räumen mindestens alle 20 Minuten gelüftet werden (Lüftung wie oben beschrieben).
  • Vor der Benutzung der Räume sollte zusätzlich gelüftet werden.

 

Für alle Räume gilt außerdem:

Kommt es bei geschlossenen Fenstern bei einzelnen Personen zu Krankheitssymptomen wie wiederholtem Niesen oder Husten, sollte unmittelbar eine Stoßlüftung erfolgen.

 

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